Mai 2019, von J. Jedlicsek
Wer einen Pflegedienst in Anspruch nimmt ist auf eine gute, verlässliche Pflegequalität angewiesen. Doch was ist eine gute Pflegequalität?
Hierzu gehören neben einem respektvollen Umgang auch, dass die Pflege dem aktuellsten Fachwissen entspricht und dass die Pflegekraft für die jeweilige Aufgabe qualifiziert ist. Ebenso eine gute Beratung zu Pflegefragen, Risiken und Vorbeugung. Allerdings können Pflegedienste auch nur die Leistungen erbringen, für die sie beauftragt wurden. Für gute Pflegedienste ist Beratung und Zusammenarbeit mit Angehörigen deshalb sehr wichtig.
Im Folgenden ein paar Hinweise an der Sie gute Pflege erkennen:
bringt eigenes Händedesinfektionsmittel mit | |
desinfiziert sich die Hände vor- und nach jeder Maßnahme (Bsp.: Körperpflege, Medikamente, Verbandswechsel), auch wenn Handschuhe getragen wurden! | |
trägt keinen Schmuck, Armbanduhr, langes offenes Haar, künstliche, lackierte oder lange Fingernägel | |
Einmalartikel, werden auch nur einmal verwendet! (Handschuhe, Nadeln etc.) | |
informiert/ berät bei Bedarf über notwendige Hygienemaßnahmen und Infektionsrisiken |
erfragt und beachtet Gewohnheiten und Wünsche | |
unterstützt, die Körperpflege soweit wie möglich selbst zu übernehmen, um dadurch in Übung zu bleiben – „Wer rastet der rostet!“ | |
kündigt einzelnen Handlungen bei der Pflege an und erklärt den Ablauf | |
Schützt die Intimsphäre z.B. Türen schließen, nur den Teil des Körpers entkleiden, der gerade gepflegt wird | |
Die Hautfalten sind immer gut abgetrocknet, der Pflegedienst empfiehlt kein Hautpuder zu verwenden und klärt über die Gefahr des Klumpens und der Hautreizung auf | |
Der Pflegedienst informiert/ berät bei Bedarf über Hilfsmittel (Rollator, Haltegriffe, Ess- und Trinkhilfen), Möglichkeiten zur Entlastung (Tagespflege, Betreuungsleistungen, Verhinderungs- und Kurzzeitpflege), zur Vermeidung von Risiken wie z.B. Stürzen, , Druckgeschwür, Thrombose, Lungenentzündung , sowie Anzeichen und Folge | |
Das darf nicht sein! | |
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Information / Beratung bei Bedarf über Hilfsmittel (Ess- und Trinkhilfen), wie Sie beim Essen, Trinken unterstützen können (Speisen, Getränke anreichen, Essensituation gestalten), zur Vermeidung von Risiken wie z.B. Mangel-/Fehlernährung, Flüssigkeitsmangel, Verstopfung | |
bedürfnisgerechte Unterstützung beim Essen und Trinken - ausreichend Zeit | |
Regelmäßige Überprüfung ob Anzeichen für Flüssigkeits- oder Mangelernährung vorliegen, ggf. wird empfohlen ein Arzt, Zahnarzt oder Ernährungsexperten hinzuzuziehen | |
Das darf nicht sein! | |
Der Pflegebedürftige wird zum Essen gezwungen | |
Beim Essen wird gestört, z.B. durch Behandlungen | |
Das Essen wird angereicht, obwohl der Pflegebedürftige ohne Hilfe Essen möchte, damit es schneller geht |
Information / Beratung bei Bedarf über Möglichkeiten den Toilettengang zu erleichtern (leicht zu öffnende Kleidung, Haltegriffe, Toilettensitzerhöhung, Toilettenstuhl, Urinflasche etc.), Umgang mit Blasen- oder Darmschwäche (Inkontinenzhilfsmittel, Kontinenztraining/-übungen, Selbsthilfegruppen | |
Die Pflegenden gehen respektvoll mit dem Thema um – auch bei der Wortwahl! | |
Die Pflegenden schützen die Intimsphäre und verlassen den Raum während der Pflegebedürftige auf der Toilette sitzt. | |
Regelmäßiger Überprüfung der Haut, bei Inkontinenz, gute Hautpflege, Empfehlung zu hautschonenden Waschtüchern (z.B. weiche Einmalwaschlappen/-handtücher) | |
Wenn der Pflegebedürftige einen Harnröhrenkatheter hat: | |
Wird dieser nur auf Anordnung des Arztes gewechselt, dabei werden sterile Handschuhe und Materialien verwendet! | |
Es wird darüber aufgeklärt, dass der Urinbeutel geleert werden muss, bevor der Urin die Rückflusssperre erreicht, der Katheterbeutel immer unter Blasenniveu hängen muss und der Schlauch nicht abgeknickt ist oder Schlaufen bildet in denen sich der Urin sammelt | |
Das darf nicht sein! | |
Katheter als Dauerlösung für Blasenschwäche | |
Vorübergehendes Abklemmen des Harnröhrenkatheters |
Information / Beratung bei Bedarf über die Wichtigkeit von Bewegung, Möglichkeiten über gezieltes Training im Alltag, Anleitung der Angehörigen, wie Sie Bewegungstraining unterstützen können, Hilfsmittel (Rollator, Gehstock, Sturzhelm, Hüftprotectoren etc.) und Umgang, Möglichkeiten der Wohnraumanpassung, Angebote zur Bewegungsförderung (Gemeinde, Krankenkasse etc.), Sturzrisiko | |
Bei allen Pflegemaßnahmen Förderung der Selbstständigkeit | |
gezieltes Training bei der Pflege, es wird darauf geachtet, dass die Übungen richtig durchgeführt werden (Balance, Kraft, Beweglichkeit) | |
Bei starker Verschlechterung der Bewegungsfähigkeit, wird empfohlen den Arzt zu informieren | |
Wenn Bewegungsangebote abgelehnt werden, wird nach Gründen und Alternativen gesucht | |
Das darf nicht sein! | |
Jemand wird zur Bewegung gezwungen | |
Handlungen übernehmen, damit es schneller geht | |
Ständiges im Bett liegen, obwohl Aufstehen mit Hilfe möglich und gewünscht ist | |
An der Bewegung hindern, damit Stürze vermieden werden |
Hinweise zu Wirkung, Nebenwirkung, richtiger Umgang mit Medikamenten | |
Wenn die Medikamente verabreicht werden | |
sind in sauberen Behältnissen vorbereitet | |
Tropfen werden erst kurz vorher vorbereitet | |
Beachtung wann und in welcher Form das Medikament eingenommen werden soll | |
Tropfen, Säften, Salben oder Ampullen erhalten ein Öffnungsdatum / Ablaufdatum | |
Das darf nicht sein! | |
Medikamentengabe ohne ärztliche Anordnung | |
Verwendung von Tabletten oder Blistern ohne dazugehörige Packung | |
Injektion in blaue Flecken, Schwellungen oder entzündetes Gewebe | |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Anleitung zum richtigen Umgang mit den Medikamente | |
Informationen über Wirkung und Nebenwirkungen und gegeben falls Maßnahmen um Nebenwirkungen vorzubeugen
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Schmerzauslöser werden wenn möglich vermieden, ggf. werden verordnete Schmerzmedikamente vorbeugend gegeben | |
Regelmäßiges Fragen nach Schmerzen oder Beobachten von Schmerzanzeichen | |
Bei akuten Schmerzen, wird eine Kontaktaufnahme mit dem Arzt empfohlen, auch selbst hergestellt | |
Bei chronischen Schmerzen wird auf die Einhaltung des Behandlungsplans geachtet, bei Veränderungen ggf. empfohlen einen Arzt oder Schmerzexperten hinzuzuziehen. | |
Das darf nicht sein! | |
Schmerzäußerungen werden nicht ernst genommen | |
Eine verordnete, gewünschte Schmerzbehandlung wird nicht eingehalten | |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Aufzeigen von Möglichkeiten zur Schmerzbehandlung, zum Beispiel: Einnahme von angeordneten Medikamenten, Wärme, Kälte, Atemtechniken etc. | |
Anleiten, wie Schmerzen bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Sprachproblemen eingeschätzt werden können | |
Anleitung, Schmerzen einzuschätzen, zu beschreiben und Auslöser zu erkennen, wenn möglich zu vermeiden. |
Anregen zur Bewegung, ggf. Unterstützung zur Veränderung der Position | |
Reibung wird vermieden | |
Die Haut wird beobachtet, es wird nach Schmerzen gefragt | |
Die Haut wird sauber und trocken gehalten | |
Krankentransporte, Krankenhäuser, andere Beteiligte werden über das Risiko informiert | |
Das darf nicht sein! | |
Empfehlung eines Ringkissen, Wattverbände oder Felle | |
Zusätzliche Auflagen auf der Wechseldruckmatratze (z.B. Betteinlagen) | |
Verwendung von Mitteln die die Haut austrocknen (z.B. alkoholhaltige Produkte) oder die Poren verstopfen ( z.B. Vaseline, Melkfett) | |
Verwendung Hautabdeckende, farbige oder färbende Salben oder Pasten | |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Beratung über Entstehung und besonders gefährdete Körperstellen, Anzeichen | |
Beratung und Anleitung von Maßnahmen zur Vermeidung von Druckgeschwüren (Bewegung, Positionswechsel, Hilfsmittel) |
Verbandswechsel / Wundversorgung entsprechen der ärztlichen Verordnung | |
Die Wunde wird in regelmäßigen Abständen von einer speziell geschulten Fachkraft begutachtet (z.B. Wundexpertin) | |
Der Verband wird erneuert, wenn er verrutscht, durchnässt oder verschmutzt ist | |
Vor dem Entfernen des Verbandes werden die Händedesinfiziert und Handschuhe angezogen | |
Der Verband wird vorsichtig entfernt und verworfen, danach werden wieder die Händedesinfiziert und Handschuhe angezogen | |
Die Wunde wird gereinigt, danach werden wieder die Hände desinfiziert und neue Handschuhe angezogen | |
Neuer Verband wird angebracht, danach wieder Hände desinfizieren und neue Handschuhe anziehen | |
Das darf nicht sein! | |
Verbandswechsel ohne Handschuhe und ohne Händedesinfektion | |
Verwendung von nicht sterilen Pinzetten, Scheren, Verbandsmaterial |
Strümpfe / Kompressionsverbände werden auf entstaute Beine angezogen, sind nicht verdreht, schneiden nicht ein und sind Faltenfrei, sitzen am Fersenteil richtig | |
Das darf nicht sein! | |
Kompressionsverbände werden mit Verbandsklammer befestigt (Verletzungsgefahr!) | |
Schmerzen im Bein durch den Strumpf oder den Kompressionsverband | |
Verschmutzter Strumpf oder Verband | |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Anleiten zum richtigen an-/ausziehen | |
Beratung über Hilfsmittel (z.B. Strumpfanzieher/-auszieher) | |
Maßnahmen zur Unterstützung der Kompressionstherapie (Bewegungsmaßnahmen) | |
Beratung zu möglichen Umgang mit , durch die Wunde oder den Verband verursachte, Beschwerden oder Schmerzen | |
Beratung zu zusätzlichen Maßnahmen (z.B. spezielle Schuhe, Bewegungsförderung) | |
Beratung zur Vorbeugung (Hautpflege, Ernährung, Bewegung) | |
Beratung zu Selbsthilfegruppen |
Erkundigung über Gewohnheiten, Interessen, Vorlieben, Abneigungen und prägende Erinnerungen (Biographie) | |
Vermutete oder geäußerte Wünsche werden bei der Pflege beachtet und die Reaktion auf Maßnahmen besonders aufmerksam beobachtet | |
Kommunikation wird angepasst, z.B. kurze, klare Sätze oder einsetzten von Körpersprache, wie Berührung, Mimik, Gestik | |
Vorhandene Fähigkeiten werden angeregt und gefördert | |
Das darf nicht sein! | |
Unverständliche oder nicht nachvollziehbare Äußerungen des Menschen mit Demenz werden korrigiert | |
Auf schwieriges Verhalten wird unangemessen reagiert, z.B. mit Schimpfen | |
Der Pflegebedürftige wird zu etwas gezwungen | |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Umgangsmöglichkeiten mit dem Pflegebedürftigen | |
Information über Entlastungs- und Schulungsangebote, Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen | |
Information über Wohnraumanpassung | |
Beratung über bedürfnisgerechte Gestaltung der Ernährung |
Was gehört zu einer guten Beratung | |
Beratung über Angebote zur Unterstützung des Alltags (Essen auf Rädern, ehrenamtliche Dienste, Hausnotruf, Fahrdienste, Selbsthilfegruppen) |
Quellen: Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) – Ratgeber „Gute Pflege erkennen - Professionelle Pflege zu Hause“, 4. Auflage 2017